Ich sitze auf dem Boden und kann es nicht fassen. Die Leute um mich herum klopfen mir anerkennend auf die Schultern, die Medaille schmiegt sich angenehm und schwer um meinen Hals. Ich habe schon wieder ein für mich neues Wochenendabenteuer gemeistert und bin stolz auf mich.
Vor wenigen Stunden ertönte der Startschuss und das Rennen begann. Und seither ist viel passiert. Ich habe zwei Gipfel überquert, bin durch drei kleine Flüsse gewatet, unter einem Stacheldraht gerobbt, an Seilen steile Wände entlang geklettert und habe verschiedene Hangelhindernisse überwunden.
Aber vor allem habe ich mich selbst besser kennen gelernt und bestätigt, dass ich mir und meinem Körper vertrauen kann. Dieses Gefühl nehme ich mit in die reale Welt, in meinen Wochenalltag. Ich habe mein erstes OCR Rennen geschafft! Aber mal ganz von vorne…..
Vom Läufer zum Hindernisläufer
Ich bin Läufer und würde meine kurze Geschichte gerne mit einem coolen Anfang wie „ich wollte mich selbst überwinden und suchte eine neue Herausforderung“ beginnen. Aber so war es nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich beim Erdinger Stadtlauf länger als 45 Minuten auf die 10 Kilometer-Strecke gebraucht und gegen meinen besten Kumpel eine Wette verloren. Der Einsatz war, dass ich bei einem Hindernislauf (umgangssprachlicher Begriff für „Obstacle Course Race“) mitmachen musste.
Wettschulden sind Ehrenschulden, also fange ich noch am gleichen Abend an mich über OCR zu informieren. Ich sehe, dass es in dieser relativ neuen Sportart darum geht, möglichst schnell vom Start bis ins Ziel zu laufen. Nur, dass die Athleten dabei natürliche und künstliche Hindernisse bewältigen müssen. Ich sehe in Youtube Videos, dass die Läufer schwere Sandsäcke schleppen, an irgendwelchen Stangen und Ringen hangeln müssen und sogar durch einen kleinen See schwimmen. War es anfangs eine doofe Wette, steigt mittlerweile meine Freude und ich will es richtigmachen.
Mir wird schnell klar, dass laufen alleine nicht ausreicht. Ich brauche einen guten Trainingsplan für einen Hindernislauf. Im Internet werde ich schnell fündig und kaufe für kleines Geld einen 12-Wochen Trainingsplan für Fortgeschrittene (ich laufe bereits regelmäßig) und schon kann´s losgehen!
Ich muss laut Plan dreimal die Woche laufen, kein Problem. Doch ich lerne schnell, dass Laufen nur eine der Fertigkeiten ist die ich brauche. Ich trainiere mit funktionellem Training meinen gesamten Körper und das sieht man schon nach wenigen Wochen. Ich habe auf einmal Muskeln an Stellen an denen ich nicht wusste, dass es welche gibt. Ok, es sind keine großen Muskeln, aber für mich sind sie ein Erfolg.
Und ich trainiere die Griffkraft. Das ist für mich besonders hart, aber anscheinend überaus wichtig. Ich sehe im Internet, dass bei vielen Hindernissen von A nach B gehangelt werden muss ohne den Boden zu berühren. Ich gebe zu, am örtlichen Trimm-Dich-Pfad schaffe ich anfangs gerade einmal drei Sprossen der „Monkey Bars“, doch das soll sich bald ändern. Nach wenigen Wochen merke ich, dass mein Händedruck fester und mein Griff kräftiger wird. Die Monkeybars kann ich mittlerweile problemlos durchhangeln und auch das Hängen an einer Hand klappt schon mehrere Sekunden lang.
Ich merke, dass mir durch das ausgewogene Training auch das Laufen leichter fällt. In meinem Plan habe ich auch eine Intervalleinheit die jedoch ziemlich abwechslungsreich ist. Hier geht es nicht nur um Tempoveränderungen sondern vor allem auch um Belastungsveränderungen. So muss ich zum Beispiel nach einem 200-Meter Sprint zehn Burpees machen und dann gleich wieder zurückrennen. Oder ich muss in den Dauerlauf Kriech-Einheiten einbauen. Diese Unterbrechungsbeispiele tragen dazu bei, dass mein Puls scheinbar verrücktspielt. Trotzdem merke ich, dass ich auch solche Belastungen von Woche zu Woche besser verkrafte.
Ok, ich bin trotz des Trainings immer noch ein Lauch, so dass mir das Heben von Sandsäcken immer noch nicht gerade leichtfällt, aber es wäre ja auch langweilig wenn ich mich nichtmehr entwickeln könnte. Mein Ziel ist es, ein muskulöser Lauch zu werden!
Die Wochen vergehen und ich stehe kurz vor meinem ersten OCR Rennen. Ich habe meinen Startplatz online erworben und stehe mit etwa zweihundert anderen Athleten im Startbereich. Ich weiß, dass es bald losgehen wird. Aber ich weiß auch, dass ich gut vorbereitet bin.
Fazit
Danke, dass Du den kleinen Bericht bis hierher gelesen hast. Es handelt sich um eine Kurzbeschreibung meiner Vorbereitung für meinen ersten Hindernislauf. Es handelte sich damals um das Spartan Race (Super) in München im Jahr 2014.
Seither sind noch 110 OCR Rennen hinzugekommen und ich habe meine Laufleidenschaft um Hindernisläufe ergänzt und einen OCR Verein gegründet. Ich hoffe, ich konnte Dir Lust zum Ausprobieren machen. Ich bin mir sicher, dass es sich für Dich lohnt. Bald beginnt ein neues Jahr. Wäre ein erstes Finish bei einem OCR Wettkampf kein lohnendes Ziel?
Zum Autor
Ich bin Uwe Kauntz, 45 Jahre alt und mache seit meinem vierten Lebensjahr Sport. Mittlerweile bin ich leidenschaftlicher Ausdauer- Athletik- und Fitnesscoach und aktiver Hindernisläufer (Age-Group). Ich habe noch viele (sportliche) Ziele, aber ich möchte vor allem die Leidenschaft für meinen Sport nach außen bringen und damit Menschen begeistern.
Deshalb möchte ich mich vielmals bei Julius bedanken, dass ich meine Sportart hier vorstellen durfte. Wenn ihr mehr rund um OCR erfahren möchtet, dann lade ich euch zum Besuch meines Blogs ein.
Dein Uwe
(rockyourgoal.de)
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